Prof. Dr. Dr. h. c. Karl Josef Kuschel
Forschungsprojekte
Theologie des interreligiösen Dialogs: Christliche Theologie hat sich heute neu zu behaupten in einer religiös pluralen Welt. Die Weltreligionen sind ständiger Horizont und bleibende Herausforderung. Um ihr gerecht zu werden, bedarf es der Kompetenz in interreligiösem Dialog. In diesem Arbeitsbereich wird dabei ein besonderer Akzent auf das Verhältnis Judentum-Christentum-Islam gelegt. Überblicksvorlesungen, Seminare und Arbeitskreise informieren regelmäßig über Grundthemen der drei großen abrahamischen Religionen und geben Einblick in die Entwicklung der verschiedenen Dialogbemühungen.
Projekt 1: Literatur und Weltreligionen
Es geht in diesem Projekt um paradigmatische Fallstudien. Untersucht werden wird, wie bedeutende Autoren, besonders der deutschsprachigen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, sich mit den großen nicht-christlichenWeltreligionen auseinandergesetzt haben.
Schriftsteller haben früher als andere eine Sensibilität
für religiöse Erfahrungen auch in anderen Religionen entwickelt.
An ihnen lassen sich Prozesse der Globalisierung und Individualisierung
religiösen Bewußtseins exemplarisch zeigen, die, zumal in westlichen
Ländern, sich heute massenhaft durchzusetzen beginnen.
Folgende Fallstudien sind geplant:
- Hermann Hesse und die Religionen Asiens (Hinduismus
/ Buddhismus)
- Bertold Brecht und die chinesische Sozialphilosophie (Mehismus, Konfuzianismus)
- Alfred Döblin und der Taoismus
- Rainer Maria Rilke und der Islam
- Franz Werfel und eine Synthese von Judentum und Christentum
- Thomas Mann und die Forderung nach einem Weltethos.
Projekt 2: Im Namen Gottes intolerant? Grundriß einer Theologie der Religionen
1994 erschien von Karl-Josef Kuschel das Buch "Streit
um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt - und was sie eint"
(mittlerweile Ausgaben in Großbritannien, in den USA. Italienische,
spanische und tschechische Ausgaben in Vorbereitung).
Dieses Buch entwickelt erstmals umfassend eine Theologie
der "abrahamischen" Ökumene. Was in diesem Buch in Blick
auf die biblische Gestalt Abrahams versucht wurde, soll im Projekt für
das ganze biblische Material durchgeführt werden. Die interessenleitende
Fragestellung ist: Läßt sich auf der Grundlage biblischer Traditionen
(einschließlich der Christologie) ein Dialog der Religionen theologisch
begründen? Welche Möglichkeiten bietet biblische Theologie -
welche Grenzen setzt sie?
Dabei soll auch in diesem Projekt die trialogische Dimension (die Wirkung
der biblischen Figuren in Judentum und Islam) Berücksichtigung finden.
Stand: Juli 1996 Stefan Schumacher: uoiinfo@www.uni-tuebingen.de